Methodik und Didaktik im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung

Supporting Successful Learning in Digital Learning Environments (SLIDE)

Projektbeschreibung

Digitales Lernen in Schulen ist insbesondere aufgrund der Schulschließungen während der Covid-19-Pandemie in den Fokus des Interesses gerückt. Europaweit standen und stehen Schulen vor der Herausforderung, ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag auf Distanz durch digitalen Unterricht nachzukommen. Wissenschaftliche Analysen und Studien, die während der pandemiebedingten Schulschließungen durchgeführt wurden, zeigen allerdings auch sehr deutlich, dass insbesondere Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung bzw. mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten eine vulnerable Gruppe im digitalen Lernen darstellen, da ihrem Recht auf Bildung nur bedingt entsprochen wird (Casale, Börnert-Ringleb & Hillenbrand, 2020; Couper-Kenney, & Riddel, 2021) und sie insgesamt weniger Unterstützung und Feedback von ihren Lehrkräften wahrnehmen (Nesset Maelan et al., 2021). Lehrkräfte führen dies vor allem durch Probleme in der Selbstregulation und der Lernmotivation sowie in unzureichendem technischem Wissen auf Ebene der Schüler*innen zurück (Börnert-Ringleb, Casale & Hillenbrand, 2021). Gleichzeitig birgt das digitale Lernen aber auch enorme Potentiale für Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, da es flexible und individuelle Lern- und Unterrichtformen ermöglicht und wirksam Lernleistungen verbessern kann (Hartley, 2007; Li & Ma, 2010). Diese Potentiale und Wirkungen entfalten sich allerdings nur dann vollumfänglich, wenn das digitale Lernen in eine ganzheitliche Lernumgebung integriert ist (Hedley, 2004).

In SLIDE wollen wir daher diese Barrieren adressieren und damit den Lern- und Entwicklungserfolg aller Schüler*innen, aber insbesondere der Schüler*innen mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten ermöglichen. Ziel ist die Entwicklung eines app-gestützen Leitfadens, der bei der Schaffung einer digitalen Lernumgebung helfen soll, die zum einen die individuellen Eigenschaften der Schüler*innen explizit berücksichtigt (v.a. Motivation und Interessen, technisches Wissen, Selbstregulation) und sie zum anderen in den für digitales Lernen erforderlichen Schlüsselkompetenzen fördert. Damit wollen wir die systematische Benachteiligung von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf beim digitalen Lernen reduzieren und so die inklusive Bildung aller Schüler*innen in digitalen Lernumgebungen auch nach der COVID-19-Pandemie ermöglichen.

 

Literatur
Börnert-Ringleb, M., Casale, G., & Hillenbrand, C. (2021). What predicts teachers’ use of digital learning in Germany? Examining the obstacles and conditions of digital learning in special education. European Journal of Special Needs Education, 36(1), 80-97.

Casale, G., Börnert-Ringleb, M., & Hillenbrand, C. (2020). Fördern auf Distanz? Sonderpädagogische Unterstützung im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung während der Schulschließungen 2020 gemäß den Regelungen der Bundesländer. Zeitschrift für Heilpädagogik, 71(5), 254-267.

Couper-Kenney, F., & Riddell, S. (2021). The impact of COVID-19 on children with additional support needs and disabilities in Scotland. European Journal of Special Needs Education, 36(1), 20-34.

Hartley, J. (2007). Teaching, learning and new technology: a review for teachers. British Journal of Educational Technology, 38(1), 42-62.

Hedley, I. (2004). Integrated learning systems: effects on learning and self-esteem. ICT and Special Education Needs: A tool for inclusion, 62-79.

Li, Q., & Ma, X. (2010). A meta-analysis of the effects of computer technology on school students’ mathematics learning. Educational Psychology Review, 22(3), 215-243.

Mælan, E. N., Gustavsen, A. M., Stranger-Johannessen, E., & Nordahl, T. (2021). Norwegian students’ experiences of homeschooling during the COVID-19 pandemic. European Journal of Special Needs Education, 36(1), 5-19.