Methodik und Didaktik in den Förderschwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung

Übersicht der aktuellen Forschungsprojekte

Förderdiagnostische Kompetenz von Lehrkräften in der Inklusion (FOKI)

Leitung und Mitarbeiter*innen
Prof. Dr. Gino Casale
Prof. Dr. Susanne Buch
Prof. Dr. Michael Grosche
Prof. Dr. Christian Huber
Wiss. Mit. Tugce Kübra Durgut

Laufzeit
02/2017 – 08/2022
 

Projektbeschreibung
Das Treffen förderdiagnostischer Entscheidungen ist eine zentrale Kompetenz von Lehrkräften (Bundschuh & Winkler, 2014; König u. a., 2017). Wir postulieren, dass jede förderdiagnostische Entscheidung als das Resultat eines kognitiven Prozesses interpretiert und modelliert werden kann. Diese Prozesse – und somit auch die förderdiagnostischen Entscheidungen als Response Output (Artelt & Wirt, 2014) -werden durch kognitive sowie affektiv-motivationale Dispositionen (z. B. Vorurteile, Fachwissen, Einstellungen) beeinflusst (Baddeley, 2007; Huber & Casale, 2015; Moreno, 2006) und sie vollziehen sich jeweils konkret in einer bestimmten Situation, in der situationsspezifische Fähigkeiten zur Wahrnehmung, Interpretation und Auswahl von Entscheidungsalternativen) gefordert werden (Blömeke, Gustafsson & Shavelson, 2015). Die Validität förderdiagnostischer Entscheidung könnte also durch kognitive, affektiv-motivationale sowie situationsspezifische Kompetenzmerkmale von Lehrkräften beeinflusst werden.

Im Projekt prüfen wir daher in einer Reihe experimenteller Studie erstens die Validität förderdiagnostischer Entscheidungen von Lehrkräften in der Inklusion. Zweitens untersuchen wir, inwiefern professionsbezogenen Merkmale von Lehrkräften auf die Validität dieser Entscheidungen wirken.


Literatur
Artelt, C. & Wirth, J. (2014). Kognition und Metakognition. In T. Seidel & A. Krapp (Hrsg.), Pädagogische Psychologie (S. 167-192). Weinheim: Beltz Verlag.

Baddeley, A. (2007). Working, Memory, Thought, and, Action. New York: Oxford University Press.

Blömeke, S., Gustafsson, J.-E. & Shavelson, R.J. (2015). Beyond Dichotomies. Competence Viewed as a Continuum. Zeitschrift für Psychologie, 223(1), 3-13.

Bundschuh, K. & Winkler, C. (2014). Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik. München/Basel: Reinhardt UTB.

Huber, C. & Casale, G. (2015). Schülerverhalten systematisch erfassen. Die Methode Direct Behavior Rating (DBR). Praxis fördern - Zeitschrift für individuelle Förderung und Inklusion, 6, 19-25.

König, J., Gerhard, K., Melzer, C., Rühl, A.-M., Zenner, J., & Kaspar, K. (2017). Erfassung von pädagogischem Wissen für inklusiven Unterricht bei angehenden Lehrkräften: Testkonstruktion und Validierung. Unterrichtswissenschaft, 45(4), 223-242.

Moreno, R. (2006). Does the modality principle hold for different media? A test of the method-affects-learning hypothesis. Journal of Computer Assisted Learning, 22, 149–158.
 

Inklusion und Digitalisierung im OER-Format lernen, weiterentwickeln und verbreiten (InDigO)

Leitung

Konsortialführung
Prof. Dr. Petra Büker (Universität Paderborn)
Prof. Dr. Gudrun Oevel (Universität Paderborn)

Erweiterte Konsortialführung
Prof. Dr. Anna-Maria Kamin (Universität Bielefeld)

Mitarbeiter*innen am Standort Wuppertal
Prof. Dr. Gino Casale
Dr. Bodo Przibilla
Aleksandra Stalmach

Homepage
https://www.uni-paderborn.de/forschungsprojekte/indigo

Laufzeit
01.12.2021 – 31.12.2023

Finanzierung
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Projektbeschreibung

Im Projekt InDigO „Inklusion und Digitalisierung im OER-Format lernen, weiterentwickeln und verbreiten“ wird in Kooperation mit sieben Hochschulen des Landes NRW untersucht, wie und unter welchen Voraussetzungen Lehrende in Lehramtsstudiengängen die über ORCA.nrw frei zugänglichen Ressourcen zu den Themen Inklusion und inklusive Medienbildung in ihre Lehre einbinden können.

Die Querschnittsthemen Inklusion und Digitalisierung bilden aktuelle und obligatorische Bestandteile des Lehramtsstudiums, sowohl in den Bildungswissenschaften als auch in den Fachdidaktiken aller Schulformen. Das Projekt zielt auf grundlegende, transferfähige Erkenntnisse über Gelingensbedingungen für eine neue „Kultur des Teilens“ von digitalen Ressourcen durch Dozierende und Studierende. Konkret werden für „InDigO“, universitätsübergreifende Kooperationen von Lehrenden und Studierenden, sogenannte „Learning Communities“, gebildet. Lehramtsstudierende bearbeiten in Teams die auf ORCA.nrw verfügbaren OER-Materialen zur Förderung von inklusions- und gleichzeitig digitalisierungsbezogenen Kompetenten und entwickeln diese weiter. Wie die angestrebte Innovation der Hochschullehre konkret umgesetzt werden kann, welche Bedarfe es bei Studierenden und Lehrenden gleichermaßen zu berücksichtigen gilt und welche Faktoren zu erfolgreichen Lernprozessen bei künftigen Lehrkräften beitragen, soll im Rahmen eines gestaltungs- und entwicklungsorientierten Forschungsansatzes für den Professionalisierungsbereich „Inklusion“ untersucht und in ein nachhaltiges Nutzungskonzept überführt werden.

Inklusiver Unterricht von Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensproblemen: Konzeptualisierung und Evidenzbasierung didaktischer Methoden und Strategien

Leitung und Mitarbeiter*innen
Prof. Dr. Gino Casale
Wiss. Mit. Niklas Hamel
Wiss. Mit. Moritz Herzog
Wiss. Mit. Simone Weber
Wiss. Mit. Johannes Weber
 Wiss. Mit. Tugce K. Durgut

Laufzeit
03/2020 – 09/2022

Projektbeschreibung
In inklusiven Schulklassen stellen Lern- und Verhaltensprobleme der Schüler*innen eine wichtige Heterogenitätsdimension dar. Schüler*innen mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensproblemen bedrohen massiv den Schulerfolg, beeinträchtigen die Beziehungen zu ihren Mitschüler*innen sowie Lehrkräften und stellen eine enorme Belastung für Lehrkräfte dar (de Boer, Pijl & Minnaert, 2011; Krull et al., 2018; Reinke et al., 2009). Diese Problemlagen interferieren insbesondere im inklusiven Unterricht mit dem individuellen und kollektiven Lernerfolg und fordern gleichzeitig die Fähigkeit von Lehrkräften in der Inklusion, ein passendes Lehrangebot für diese Zielgruppe zu gestalten (Gräsel, König & Decristan, 2017).

Es existieren zahlreiche Studien wie auch Meta-Analysen, die zum einen die Zielgruppe differenziert beschreiben (z. B. Hennemann et al., 2020; Visser et al., 2019) und zum anderen die Wirksamkeit von Trainingsprogrammen und Förderstrategien für Kinder und Jugendliche mit Lern- und Verhaltensproblemen nachweisen (z. B. Casale et al., 2014; Grünke, 2006). Zudem liegen Konzeptionen zur Professionalität von Lehrkräften vor, die modellieren, welche Kompetenzen Lehrkräfte in der Inklusion für einen adaptiven Umgang mit Heterogenität erwerben sollten (Gräsel et al., 2017).

Bislang fehlen jedoch zum einen eine inhaltlich-konzeptionelle Klärung dessen, was die beteiligten Akteure (v. a. die Lehrkräfte und die Schüler*innen) unter inklusivem Unterricht mit Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensproblemen verstehen sowie zum anderen eine Analyse der spezifischen Wirksamkeit von Trainingselementen, Förderstrategien und didaktischen Methoden im inklusiven Unterricht bei Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensproblemen. Beides ist jedoch wichtig, um inklusiven Unterricht mit Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensproblemen evidenzbasiert auszurichten (Grosche, 2017).

Im Projekt adressieren wir die beiden Desiderate, in dem wir (1.) durch einen partizipativen und qualitativ-empirischen Ansatz ein Konzept von inklusivem bzw. sonderpädagogischen Unterricht entwickeln und (2.) eine systematische Synthese der vorhandenen externen wissenschaftlichen Evidenz zur Wirksamkeit von sonderpädagogischem Unterricht vornehmen und den Forschungsstand systematisch aufbereiten. Nach Erreichen dieser Ziele liegt das erste evidenzbasierte Konzept zum inklusiven Unterrichten von Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensproblemen vor, das a) an den Bedürfnissen der Schüler*innen ausgerichtet ist, b) die Professionalität der Lehrkräfte berücksichtigt und c) auf seine externe wissenschaftliche Evidenz geprüft ist.

 

Literatur
De Boer, A., Pijl, S. J. & Minnaert, A. (2011). Regular primary schoolteachers’ attitudes towards inclusive education: A review of the literature. International journal of inclusive education, 15(3), 331-353.

Casale, G., Hennemann, T., & Hövel, D. (2014). Systematischer Überblick über deutschsprachige schulbasierte Maßnahmen zur Prävention von Verhaltensstörungen in der Sekundarstufe I. empirische Sonderpädagogik, 6(1), 33-58.

Gräsel, C., Decristan, J. & König, J. (2017). Adaptiver Umgang mit Heterogenität im Unterricht. Unterrichtswissenschaft, 45(4), 195-206.

Gräsel, C., Decristan, J. & König, J. (2017). Adaptiver Umgang mit Heterogenität im Unterricht – eine Einführung in das Themenheft. Unterrichtswissenschaft, 45, 195-206.

Grosche, M. (2017). Brücken bauen, statt einreißen! Introspektion der quantitativ-empirischen Sonderpädagogik zur Ermöglichung einer inter- und transdiskursiven Zusammenarbeit. Sonderpädagogik zwischen Wirksamkeitsforschung und Gesellschaftskritik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Grünke, M. (2006). Zur Effektivität von Fördermethoden bei Kindern und Jugendlichen mit Lernstörungen: Eine Synopse vorliegender Metaanalysen. Kindheit und Entwicklung, 15(4), 239-254.

Hennemann, T., Casale, G., Leidig, T., Fleskes, T., Döpfner, M. & Hanisch, C. (2020). Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung (PEARL) – Ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen. Zeitschrift für Heilpädagogik, 71, 44-57.

Krull, J., Wilbert, J. & Hennemann, T. (2018). Does social exclusion by classmates lead to behavior problems and learning difficulties or vice versa? A cross-lagged panel analysis. European Journal of Special Needs Education, 33(2), 235–253.

Reinke, W., Splett, J., Robeson, E. & Offutt, C. (2009). Combining school and family interventions for the prevention and early intervention of disruptive behavior problems in children: A public health perspective. Psychology in the Schools, 46(1), 33-43.

Visser, L., Büttner, G. & Hasselhorn, M. (2019). Komorbidität spezifischer Lernstörungen und psychischer Auffälligkeiten. Ein Literaturüberblick. Lernen und Lernstörungen, 8(1), 7-20.

Interkulturelle Entwicklung und Validierung der Skala Attitudes Related to Trauma-Informed Care scale (ARTIC)

Leitung
Prof. Dr. Gino Casale (Bergische Universität Wuppertal)
Prof. Dr. Friedrich Linderkamp (Bergische Universität Wuppertal)

Mitarbeiter*innen am Standort Wuppertal
Johannes Weber
Dr. Bodo Przibilla
Lisa Zimmer

Kooperationspartner*innen
Prof. Dr. Courtney Baker (Tulane University New Orleans, LA, USA)
Dr. Steve Brown (Traumatic Stress Institute of Klingberg Family Centers in New Britain, CT, USA)
Dr. John Engel (Traumatic Stress Institute of Klingberg Family Centers in New Britain, CT, USA)

Laufzeit
Juni 2021 – August 2022

Finanzierung
Zentrale Forschungsförderung der Bergischen Universität Wuppertal (ZEFFT)

Projektbeschreibung

Die Einstellungen von pädagogischen Fachkräften in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Traumatisierungserfahrungen sind ein wichtiger Einflussfaktor auf die Qualität der pädagogischen Arbeit. Im deutschsprachigen Raum gibt es bislang keine Verfahren, die die Einstellungen von pädagogischem Personal (vor allem Lehrkräfte) zur traumasensitiven Arbeit erfassen. International hat sich die Skala Attitudes Related to Trauma-Informed Care Scale (ARTIC) für die Erfassung einstellungsbezogener Professionalisierungsmerkmale etabliert (Baker et al., 2016; 2020). Die ARTIC-Skala ist ein englischsprachiges Forschungsinstrument, das die traumabezogenen affektiv-motivationalen Kompetenzmerkmale von Professionellen in der Traumaarbeit erfasst.

Der Fragebogen hat 45 Items, die sich auf insgesamt sieben Faktoren verteilen (Ursachen, Reaktionen auf Problemverhalten, Empathie & Kontrolle, Selbstwirksamkeit, Reaktionen zur Arbeit, persönliche Unterstützung, systemweite Unterstützung). Die Testgüte des Verfahrens ist gut bis exzellent und das Instrument wird vor allem in den USA zur Erforschung traumasensitiver Arbeit in institutionellen Kontexten und zur passgenauen Gestaltung von Qualifizierungsangeboten eingesetzt (siehe Baker et al., 2016; 2020).

Aus diesem Grund übersetzen wir den Fragebogen ins Deutsche und validieren diesen interkulturell. Der Übersetzungsprozess folgt einem standardisierten Vorgehen und wird von fachkundigen deutsch- sowie englischsprachigen Expert*innen durch eine Vor- und Rückübersetzung begleitet. Der übersetzte Fragebogen wird dann in einem kognitiven und quantitativen Pre-Test auf Verständlichkeit, Klarheit und Itemcharakteristiken geprüft. Auf Basis der Ergebnisse erfolgt dann eine letzte Überarbeitung im internationalen Forschungsteam, die zu einer finalen Version des Fragebogens führt. Der hier finalisierte Fragebogen soll dann im Anschluss in einer quantitativen Erhebung empirisch validiert und insbesondere hinsichtlich seiner Reliabilität, Faktorenstruktur und Konstruktvalidität überprüft werden. Die deutschsprachige Übersetzung soll Fachkräften wie Forscher*innen für die Erfassung traumabezogener Professionalisierungsmerkmale zur Verfügung stehen.

Quellen
Baker, C. N., Brown, S. M., Wilcox, P. D., Overstreet, S. & Arora, P. (2016). Development and psychometric evaluation of the attitudes related to trauma-informed care (ARTIC) scale. School Mental Health, 8, S. 61-76.

Baker, C. N., Brown, S. M., Overstreet, S. & Wilcox, P. D. (2020). Validation of the Attitudes Related to Trauma-Informed Care Scale (ARTIC). Psychological Trauma: Theory, Research, Practice, and Policy.

Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen – Ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen (PEARL)

Leitung und Mitarbeiter*innen
Prof.' Dr.' Charlotte Hanisch (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Hennemann (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Manfred Döpfner (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Gino Casale (Bergische Universität Wuppertal)
Dr.' Tatjana Leidig (Universität zu Köln)
Wiss. Mit. Émilie Laschet (Universität zu Köln)
Wiss. Mit. Ulrike Vögele (Universität zu Köln)
Wiss. Mit. Niklas Hamel (Bergische Universität Wuppertal)

Laufzeit
10/2018 – 09/2022

Projektbeschreibung
Trotz einer hohen Relevanz ist die empirische Grundlage zur aktuellen psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen mit dem sonderpädagogischen Förderbereich emotional-soziale Entwicklung (ESE) sehr gering. Im interdisziplinär angelegten Projekt PEARL soll daher die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen mit dem Schwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung untersucht werden. Durch eine enge Kooperation zwischen Schulpraxis, Schuladministration und Wissenschaft sollen unter anderem psychische Auffälligkeiten der Schülerinnen und Schüler an Förderschulen mit dem Schwerpunkt ESE aufgedeckt werden. Mit Hilfe systematischer Analysen unter Einbezug bereits vorliegender Forschungsergebnisse werden wirksame Handlungsstrategien bzw. -empfehlungen herausgearbeitet, um diese im Anschluss in den Schulen zu implementieren. Eine Weiterentwicklung der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern soll somit bestmöglich garantiert werden. Zur Umsetzung dieses Vorhabens werden im Austausch aller Beteiligten fünf Teilschritte bearbeitet:

Austausch über installierte Maßnahmen zum Umgang mit aggressiven Impulsdurchbrüchen.

Erhebung psychischer Auffälligkeiten und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen.

Überblick über wirksame schulbasierte Maßnahmen und kooperative Entwicklung eines Qualitätstableaus.

Austausch über geeignete Maßnahmen auf der Basis des Wissens über psychische Grundbedürfnisse und Störungen.

Prozessbegleitende Qualifizierung, Implementation und Evaluation (multiprofessioneller) Maßnahmen auf der Basis von Schritt 1–4.


Innerhalb des Projekts wird somit ein partizipativer Ansatz verfolgt, in dem alle Akteure ihr jeweiliges Expertenwissen einbringen und so gemeinsam auf das Ziel hinarbeiten (Gräsel, 2010). Zwischen den Schulleitungen der jeweiligen Förderschulen und den Vertretern der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen werden dazu kontinuierliche Arbeitsgruppensitzungen vereinbart, in denen die nächsten Schritte im Hinblick auf das methodische Vorgehen erörtert und aus den unterschiedlichen Perspektiven mit der Zielsetzung des weiteren Vorgehens gemeinsam diskutiert werden (Bergold & Thomas, 2010).

Erste Erkenntnisse des Projektes konnten dabei bereits erfolgreich erfasst und publiziert werden (siehe hierfür beispielsweise Hennemann et al., 2020).

 

Literatur
Bergold, J. & Thomas, S. (2010). Partizipative Forschung. In G. Mey & K. Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S.333-344. Wiesbaden: VS Verlag.

Gräsel, C. (2010). Stichwort: Transfer und Transferforschung im Bildungsbereich. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 13, 7-20.

Hennemann, T., Casale, G., Leidig, T., Fleskes, T., Döpfner, M. & Hanisch, C. (2020). Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung (PEARL) – Ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen. Zeitschrift für Heilpädagogik, 71, 44-57.

Supporting Successful Learning in Digital Learning Environments (SLIDE)

Leitung
Prof. Dr. Gino Casale (Bergische Universität Wuppertal)

Mitarbeiter*innen am Standort Wuppertal
Aleksandra Stalmach

Kooperationspartner*innen
N.E.T. – Networking Education and Training Associazione Culturale (Italien)
CSI – Center for Social Innovation LTD (Zypern)
Università degli Studi Gabriele D’Annunzio di Chieti – Pescara (Italien)
Agrupamento de Escolas de Aljustrel (Portugal)

Homepage
https://euprojectslide.com/

Projektzeitraum
03. Mai 2021 – 02. Mai 2023 (24 Monate)

Finanzierung
Pädagogischer Austauschdienst in der Nationalen Agentur der Europäischen Union (Erasmus+, Strategische Partnerschaften)

Zusammenfassung:

Digitales Lernen in Schulen ist insbesondere aufgrund der Schulschließungen während der Covid-19-Pandemie in den Fokus des Interesses gerückt. Europaweit standen und stehen Schulen vor der Herausforderung, ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag auf Distanz durch digitalen Unterricht nachzukommen. Wissenschaftliche Analysen und Studien, die während der pandemiebedingten Schulschließungen durchgeführt wurden, zeigen allerdings auch sehr deutlich, dass insbesondere Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung bzw. mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten eine vulnerable Gruppe im digitalen Lernen darstellen, da ihrem Recht auf Bildung nur bedingt entsprochen wird (Casale, Börnert-Ringleb & Hillenbrand, 2020; Couper-Kenney, & Riddel, 2021) und sie insgesamt weniger Unterstützung und Feedback von ihren Lehrkräften wahrnehmen (Nesset Maelan et al., 2021). Lehrkräfte führen dies vor allem durch Probleme in der Selbstregulation und der Lernmotivation sowie in unzureichendem technischem Wissen auf Ebene der Schüler*innen zurück (Börnert-Ringleb, Casale & Hillenbrand, 2021). Gleichzeitig birgt das digitale Lernen aber auch enorme Potentiale für Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, da es flexible und individuelle Lern- und Unterrichtformen ermöglicht und wirksam Lernleistungen verbessern kann (Hartley, 2007; Li & Ma, 2010). Diese Potentiale und Wirkungen entfalten sich allerdings nur dann vollumfänglich, wenn das digitale Lernen in eine ganzheitliche Lernumgebung integriert ist (Hedley, 2004).

In SLIDE wollen wir daher diese Barrieren adressieren und damit den Lern- und Entwicklungserfolg aller Schüler*innen, aber insbesondere der Schüler*innen mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten ermöglichen. Ziel ist die Entwicklung eines app-gestützen Leitfadens, der bei der Schaffung einer digitalen Lernumgebung helfen soll, die zum einen die individuellen Eigenschaften der Schüler*innen explizit berücksichtigt (v.a. Motivation und Interessen, technisches Wissen, Selbstregulation) und sie zum anderen in den für digitales Lernen erforderlichen Schlüsselkompetenzen fördert. Damit wollen wir die systematische Benachteiligung von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf beim digitalen Lernen reduzieren und so die inklusive Bildung aller Schüler*innen in digitalen Lernumgebungen auch nach der COVID-19-Pandemie ermöglichen.

Literatur
Börnert-Ringleb, M., Casale, G., & Hillenbrand, C. (2021). What predicts teachers’ use of digital learning in Germany? Examining the obstacles and conditions of digital learning in special education. European Journal of Special Needs Education, 36(1), 80-97.

Casale, G., Börnert-Ringleb, M., & Hillenbrand, C. (2020). Fördern auf Distanz? Sonderpädagogische Unterstützung im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung während der Schulschließungen 2020 gemäß den Regelungen der Bundesländer. Zeitschrift für Heilpädagogik, 71(5), 254-267.

Couper-Kenney, F., & Riddell, S. (2021). The impact of COVID-19 on children with additional support needs and disabilities in Scotland. European Journal of Special Needs Education, 36(1), 20-34.

Hartley, J. (2007). Teaching, learning and new technology: a review for teachers. British Journal of Educational Technology, 38(1), 42-62.

Hedley, I. (2004). Integrated learning systems: effects on learning and self-esteem. ICT and Special Education Needs: A tool for inclusion, 62-79.

Li, Q., & Ma, X. (2010). A meta-analysis of the effects of computer technology on school students’ mathematics learning. Educational Psychology Review, 22(3), 215-243.

Mælan, E. N., Gustavsen, A. M., Stranger-Johannessen, E., & Nordahl, T. (2021). Norwegian students’ experiences of homeschooling during the COVID-19 pandemic. European Journal of Special Needs Education, 36(1), 5-19.

Traumasensitive Diagnostik und Förderung in inklusiven Schulen (TRAILS) – Implementierung und Evaluation eines integrierten Systems zur Diagnose und Förderung bei traumabelasteten Schüler*innen mit Fluchterfahrung in der Inklusion

Projektleitung
Prof. Dr. Friedrich Linderkamp (Bergische Universität Wuppertal)
Prof. Dr. Gino Casale (Bergische Universität Wuppertal)

Mitarbeiter*innen am Standort Wuppertal
Tobias Becker
Esheref Haxhiu
Eva Lembke

Kooperationspartner*innen
Prof. Dr. Michael Krezmien, Prof. Dr. Sarah Fefer, Prof. Dr. Ian George Barron (University of Massachusetts, Amherst, USA)
Christina Willert (Schulamt Wuppertal)
Hedi Gies (Institut Trauma und Pädagogik, Mechernich)

Laufzeit
Januar 2022 – Dezember 2025

Finanzierung
BMBF-Projektskizze vom DLR positiv beurteilt; Vollantrag in Begutachtung

Homepage
https://trailsprojekt.de/

Projektbeschreibung

Traumatisierte Schüler*innen stellen im inklusiven Kontext eine große Herausforderung dar. Allerdings fehlt es im deutschsprachigen Raum zum einen an einer Bestandsaufnahme der Erfahrungen und Bedarfe von Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern in Bezug auf den Umgang mit Traumata in der Inklusion. Zum anderen existieren keine evidenzbasierten Konzepte zur Diagnostik und Förderung bei traumatisierten Schüler*innen. Im Rahmen des Forschungsprojekts prüfen wir, a) die Erfahrungen und Bedarfe von Lehrkräften, Schüler*innen und Eltern in Bezug auf traumasensible Diagnostik und Förderung in inklusiven Schulen, b) inwiefern sich ein partizipativ entwickeltes integriertes System aus Methoden zur traumasensiblen Diagnostik und Förderung in inklusiven Schulen (TRAILS-System) implementieren lässt und c) welche Effekte sich in Bezug auf verschiedene Merkmale zeigen.
Primäre Zielgruppe dieses Projektes sind Schüler*innen an inklusiven Haupt-, Real- und Gesamtschulen, die aufgrund von traumatischen Fluchterfahrungen ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen aufweisen sowie deren Lehrkräfte und Eltern. Die im Projekt entwickelten Methoden sollen Lehrkräften und Schüler*innen als Open Educational Resource (OER) kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Für die Studie wird eine randomisierte NRW repräsentative Stichprobe konstituiert.

Weitere Infos über #UniWuppertal: